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GLAUBEN(s)LEBEN

Briton Riviere, Daniel in der Löwengrube, Walker Art Gallery

Daniel in der Löwengrube oder Der Preis des Vertrauens

 

 

Bis zu meinem 30. Lebensjahr war mein Glaubensleben unauffällig. Mit 24 hatte ich mich mit Begeisterung bekehrt. Ich war froh und glücklich ein Kind Gottes sein zu dürfen und zu seiner Familie zu gehören. Alles lief in seinen Bahnen. Es gab ab und zu ein paar Stolpersteine, aber soweit war alles o. k.. Im Nachhinein betrachtet waren diese sechs Jahre eine Gnaden-, eine Reifezeit für mich. Ich hatte einen lieben Mann geheiratet, meine Ausbildung beendet und nun sollte die Familienplanung beginnen. Wir erfuhren bald, dass wir auf „normalem“ Wege keine Kinder kriegen sollten. Da begann ein ganz neues Glaubensverständnis in mir zu reifen. „ Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr’s ertragen könnt.“ steht in 1. Korinther 10,13. Diesen Satz hatte ich schon öfter gelesen, jetzt bekam er eine Bedeutung für mich. Nur weil ich Christ war, sollte ich nicht vor Enttäuschungen und Versuchungen geschützt sein. Uns wurden viele Methoden des „Kindermachens“ angeboten. Gottes Wille für unser Leben war uns aber wichtiger, als alles Menschenmögliche auszuprobieren. Hier konnte ich Gottes Verheißung einfordern. Es war an ihm, mir/uns die Kraft zu geben, der Versuchung zu widerstehen, um jeden Preis Kinder zu zeugen.

 

Wir haben mittlerweile zwei Kinder adoptiert. Auch hier gab es Versuchungen. Wie sollten wir uns dem Jugendamt präsentieren? Wem wollten wir die Zuständigkeit für unsere Lebensplanung überlassen? Was hatte Vorrang? Immer wieder neu mussten wir unser Leben ganz Gott anvertrauen. Ihm mussten wir die Hoheit überlassen. Während der jeweiligen Adoptionsverfahren stand am Anfang immer ein Jahr der Unsicherheit. Würden wir die Kinder behalten können? In diesen Phasen war mir ein Gebet ganz wichtig geworden: “Vater im Himmel, lass nicht zu, das irgendetwas meine Beziehung zu dir kaputt macht.“ Auch hier erfuhr ich, dass Gott, der doch mein Leben dirigiert, mich seine Führung „ertragen“ lässt.

 

Vor einigen Jahren begann ich eine Bildmeditation zum „Vater Unser“ vorzubereiten. Bei der Auseinandersetzung mit der Bitte „…und führe uns nicht in Versuchung!“ stieß ich auf ein Bild von Briton Riviere (1840-1920). Daniel tat alles, um ein gottgefälliges Leben zu führen. Er widerstand der Versuchung, Gott zu verraten, um sein Leben zu retten. Seine gewünschte Lebensplanung sah bestimmt auch anders aus. Und wohin hat es ihn in dem hier eingefangenen Moment gebracht? Er steht gefesselt in einer dunklen, stinkenden Grube vor einer Meute hungriger Löwen. Riviere galt als der beste Tiermaler seiner Zeit. Ich weiß nicht, ob er gläubig war, aber diese Darstellung der Situation ergreift mich immer wieder. Man sieht das Gesicht Daniels nicht. Trotzdem strahlt die ganze Körperhaltung eine unglaubliche Gelassen- und Gefasstheit aus. Seine Hände sind zwar auf dem Rücken gefesselt, aber die Pose ist nicht die eines Gefesselten. Die Hände sind locker verschränkt, als wären sie gar nicht mit Stricken gebunden. Bei den Löwen sieht man Zorn, Erstaunen, Angst, Neugier und Resignation in Anbetracht ihrer aussichtslosen Situation. Eine unsichtbare Wand scheint zwischen ihnen und ihrem vermeintlichen Opfer zu existieren.

 

Was strahle ich aus, wenn ich mich in Anfechtung befinde, wenn mein Leben bedroht ist? Vertraue ich darauf, dass Gott mich wirklich durch trägt, dass er mir seine Engel zur Seite stellt? Die Löwen in meinem Leben (der Tod meiner Eltern, ein Einbruch und ein schwerer Unfall) haben mich sehr mitgenommen, aber ich musste noch nie wegen meines Glaubens um mein Leben bangen, so wie es Daniel hier tun muss. Gott hätte auch anders für ihn entscheiden können. Viele sind - und tun es jetzt in diesem Moment - für Gott in den Tod gegangen. Und Gott steht auch bei ihnen daneben. Glaube ich das wirklich für mich? In der Darstellung ist der Engel nicht abgebildet, der laut Bibeltext, die Löwen von Daniel ferngehalten hat. Der Bericht lässt es offen, ob Daniel einen Engel gesehen hat oder nur von seiner Existenz wusste. Die Gewissheit, dass Gott an meiner Seite ist, kann ich nicht selber produzieren. Es ist allein ein Geschenk Gottes, der „macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ich’s ertragen kann“.

 

© M. E. Hofmann,2007

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