Im Johannesevangelium wird berichtet, wie Petrus diese Frage an Jesus stellt und sie auch gleich für ihn beantwortet. Das 4. Quartal im Schaukasten behandelt ein letztes Mal das Jahresmotto der Gemeinde „Nachfolge“.
Was war passiert? Am Tag zuvor hatte Jesus 5000 Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen satt gemacht. Dann war er nach Kapernaum über den See Genezareth gelaufen, wo ihn die Menschenmenge später einholte. Die Leute waren zwar beeindruckt von seinen Wundern und Heilungen, forderten ihn aber dennoch zu der Quelle seiner Vollmacht heraus. Jesus ließ sich auf eine Diskussion nicht ein, sondern konfrontierte sie mit seiner Autorität und Souveränität. Das passte bei vielen nicht ins selbstgestrickte Weltbild. Es entsprach nicht ihren Vorstellungen und Wünschen. Den Höhepunkt seiner Rede bildete die Aussage: „Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn vom Vater gegeben!“ (V65) Jetzt war es endgültig vorbei. Viele der Nachfolger wandten sich ab, denn sie wollten sich nicht auf diesen Absolutheitsanspruch einlassen. Seine „Fan“Gemeinde war geschrumpft.
Jesus, der diese Reaktion schon vorausgesehen hatte, richtete sich jetzt an seine 12 engsten Jünger und stellte ihnen die Frage, ob sie es den anderen nachtun wollten. Ausgerechnet Petrus, der ihn später verleugnen würde, erkennt und bekennt, dass der Weg zum heiligen Schöpfergott nur durch Jesus selber erfolgen kann. Es gibt keine Alternative! Sogar die Erkenntnis, dass nur durch den Christus die Erlösung erfolgen kann, ist von Jesus selber in das Herz seiner Jünger gelegt worden. Für die Juden war es damals eine Selbstverständlichkeit, dass sie der Erlösung bedurften. Sie lebten in dem Willen, die Gemeinschaft mit ihrem Schöpfer wieder herzustellen. Sie wussten, dass diese Gemeinschaft durch Sünde nicht möglich war. Ihr Ziel war es, alles zu tun, damit die Sünde ein Ende hat. Deswegen unterwarfen sie sich den Geboten, die Gott ihnen dazu erteilt hatte. Aber aus Angst und Sorge, dass sie diese Gebote nicht richtig einhalten und erfüllen könnten, stellten sie noch weitere Gebote und Richtlinien auf, die sich wie ein Korsett um das Leben der Juden legte. Vor lauter Angst, etwas falsch zu machen, wurde die liebevolle und barmherzige Beziehung zu ihrem Gott unmöglich gemacht. Der Blick war nur noch auf die eigenen Leistungen, auf das Richtigmachen, fixiert. Dieser Weg war voller Gefahren und mit der Angst gepflastert, Gottes Willen nicht wirklich zu erfüllen.
Auf dem Plakat sieht man deshalb im Hintergrund unscharf eine Landstraße, die über einem Hügel verschwindet. Es ist nicht erkennbar wohin der Weg führt. Im Vordergrund befindet sich klar das Warnschild, das auf Schleudergefahr bei Nässe und Schmutz aufmerksam macht. Wenn wir Jesus nachfolgen, dann ist der Weg ungewiss und unscharf. Wir können dankbar sein, wenn wir zumindest den nächsten Schritt sehen können. Die Bibel - sein Wort - macht uns auf viele Gefahren, Hindernisse und Schwierigkeiten aufmerksam, die es auf dem Weg mit dem Erlöser gibt und die es zu bewältigen gilt. Jesus selber hat seine Zuhörer, Jünger und Apostel immer wieder darauf hingewiesen. Jeder, der behauptet, dass das Leben als Christ Sorglosigkeit und Unbeschwertheit bedeuten, der lügt! Das besagt aber jetzt nicht, dass wir uns in eine Festung der Selbstverleugnung und Gebote zurückziehen sollen. Das bedeutet auch nicht, dass wir den Menschen, die noch nicht mal erkennen wollen oder können, dass sie einer Erlösung bedürfen, das Leben so recht vermiesen müssen. Nein, im Gegenteil! Wir sollen, können und dürfen mit Gottes Hilfe die Welt erobern! Jesus selber hat dies möglich gemacht. Er ist es, der die Gefahren mit und für uns überwältigt. Wenn wir uns an ihn anhängen, dann können wir jede Herausforderung, Anfechtung und Not durch- und überstehen. Petrus selber hat es immer wieder am eigenen Leibe erlebt. Die Evangelien und die Briefe des Neuen Testaments berichten an vielen Stellen von seinem Ringen, seinem Hin- und Hergerissen sein, selber stark sein zu wollen oder auf Gottes Macht und Kraft zu vertrauen. Aber nicht nur er wurde mit seinem Wollen und seinen Grenzen konfrontiert. „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ Schreit der verzweifelte Vater im Matthäusevangelium angesichts seiner eigenen Ohnmacht.
Nachfolge bedeutet, sich auf ein Ziel hinzubewegen. Das Ziel ist die Gemeinschaft mit dem Schöpfer in der Ewigkeit, als der Mensch, zu dem Gott uns geschaffen hat. Und so sagt es auch Martin Luther:
Mir ist es bisher wegen angeborener Bosheit und Schwachheit unmöglich gewesen, den Forderungen Gottes zu genügen. Wenn ich nicht glauben darf, dass Gott mir um Christi willen dies täglich beweinte Zurückbleiben vergebe, so ist’s aus mit mir. Ich muss verzweifeln. Aber das lass ich bleiben. Wie Judas an den Baum mich hängen, das tu ich nicht. Ich hänge mich an den Hals oder Fuß Christi, wie die Sünderin. Ob ich auch noch schlechter bin als diese, ich halte meinen Herrn fest. Dann spricht er zum Vater: „Dieses Anhängsel muss auch durch. Es hat zwar nichts gehalten und alle deine Gebote übertreten. Vater, aber es hängt sich an mich. Was soll’s! Ich starb auch für ihn. Lass ihn durchschlupfen.“ Das soll mein Glaube sein.
Lassen Sie uns gegenseitig ermutigen, die großen und kleinen Schritte zu unserem Schöpfer zu gehen, einander an die Hand zu nehmen, uns wechselseitig zu tragen und uns gemeinsam am Saum unseres Erlösers anzuhängen.
Miriam Hofmann, 2013