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GLAUBEN(s)LEBEN

© M. Hofmann

 

Der Stein der Ehebrecherin

 

 

 

Auf unserem Küchentisch liegt ein Stein. Es ist ein schwerer Stein, der, wenn man ihn in die Hand nimmt, die ganze Handfläche ausfüllt. Der Stein ist beschriftet. Auf ihm steht in sehr kleiner Schrift die Erzählung von der Ehebrecherin. (Johannes 8,1-11)

 

Der Stein soll uns als Familie eine Mahnung sein. Es hatte sich in unserem Umgang miteinander eine schlechte Eigenschaft entwickelt. Es wurde zur Routine, den anderen ständig zu beurteilen und über ihn zu urteilen, wenn er nicht den eigenen Erwartungen entsprach.  Eigene Ansprüche wurden auf den anderen übertragen und wehe man wurde ihnen nicht gerecht. Die Folgen: Gereiztheit und ungeklärte Spannungen.  Eine Unzufriedenheit machte sich breit, die die familiäre Atmosphäre vergiftete.

 

Dann im Hauskreis. Wir beschäftigten uns mit dem Thema Richten. „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“ (Matthäus 7,1) Jeder bekam einen Stein in die Hand gedrückt und wir lasen gemeinsam, wie Jesus der Ehebrecherin begegnet. Das ist schon ein Hammer! Man liest diese Geschichte, hält einen Stein in der Hand und fragt sich, auf wen man ihn am liebsten schleudern würde. Machen  Sie das mal. Das geht unter die Haut. In dem Moment sind mir einige eingefallen, aber auch die Pharisäer und Schriftgelehrten. Ich wollte genau das machen, was ich an ihnen verurteile. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Wo stand ich in dieser Geschichte? Zunächst hatte ich mich neben Jesus gestellt. „Gut gemacht!“  Dachte ich und klopfte ihm auf die Schulter. „Da hast du es ihnen aber gegeben.“ Sehr schnell merkte ich, dass ich mich ganz falsch positioniert hatte. Rasch begab ich mich in die Reihe der Ältesten. Ich bekenne, dass ich auch gerne Steine werfen will. Dass ich Gottes Wort benutze, um über andere zu urteilen und von Gott erwarte, dass er sie verurteilt. Immer wieder muss ich mich von ihm belehren lassen. „Miriam, du meinst wirklich das Recht zu haben, diesen Stein zu werfen?“ Es demütigt mich, aber ich bin dankbar darum. Gott will, dass ich barmherzig werde.

 

Dann fiel mir auf, dass ich jemanden in dieser Geschichte überhaupt nicht beachtet hatte. Nicht nur räumlich, sondern auch inhaltlich steht doch diese Frau im Zentrum des Geschehens. Nicht umsonst heißt es doch „Jesus und die Ehebrecherin“ und nicht „Jesus und die Schriftgelehrten“. Ich stellte fest, dass es gar nicht an mir war, mich zu positionieren, sondern dass Jesus es ist, der mir meinen Platz zuweist. Und er stellt mich genau zu der Sünderin. Auf der einen Seite ist es ein äußerst unangenehmer Ort. Ich bin mir dort meiner Sünden bewusst. Ich bin schuldig, da gibt es nichts dran zu rütteln. Ich bin auch angeklagt. Gottes Wort klagt mich an. Er weiß um jede meiner Verfehlungen. Er kennt die dunkelsten Seiten meiner selbst. Einige dieser Sünden treten auch ans Licht. Sie werden von anderen aufgedeckt und beurteilt. Da stehe ich dann auf dem Präsentierteller und kann nichts zu meiner Verteidigung vorbringen. Und da wird es auf einmal zum besten Ort der Welt. Ich werde von dem Zwang der Rechtfertigung befreit, denn Jesus, Gott selbst, übernimmt das für mich. Die Schriftgelehrten und Pharisäer werden sich ihrer Sündhaftigkeit bewusst und ziehen mit diesem Wissen ab. Sie sind mit ihren Sünden gekommen und nehmen sie wieder mit. Außer der Sündenerkenntnis haben sie gar nichts gewonnen. Wenn man aber bei Jesus stehen bleibt, dann passiert mehr. Gott fegt nichts unter den Teppich, er lässt einen dort erst mal stehen

 

und dann vergibt er.

 

„Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr.“ Sagt er zu der Frau und zu jedem, der sich unter sein Urteil stellt. Wer von sich annimmt, das zu schaffen, nie mehr zu sündigen, der überschätzt sich gewaltig. Am besten man bleibt einfach dort stehen vor Jesus. Er wird einem die Vergebung immer wieder neu zusprechen. Er selber sagt seinem Freund Petrus, dass wir immer und ohne Einschränkung unserem Bruder vergeben sollen (Matthäus 18, 22). Er nennt uns seine Geschwister (Matthäus 25,40), also wird er diese Aussage wohl auch für sich selbst anwenden. „Dankt dem Vater mit Freude! Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind. Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes. Durch ihn haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden.“ Schreibt Paulus im Brief an die Kolosser im Kapitel 1 Verse 12-14. Das ist das Los der Heiligen, das Joch, welches er uns auflegt (Matthäus 11,29). In jeder Sekunde unseres Seins haben wir das Vorrecht seine Vergebung zu erleben.

 

© M. Hofmann

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05.10. - 03.11.2024

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Vernissage 30.08. 18:00h

Finissage 06.10. 15:00h

 

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